Unsere Arbeit für das Burgtheater vereint so viele Aspekte, für die wir liebend gern stehen: kreative Designkonzepte, technologische Raffinesse und flexible Prozesse. So besticht die neue Website mit einem Digital Branding, das im Spannungsverhältnis zwischen brutaler Typografie, überbordender Bilderflut und farblicher Klarheit steht. Die Systemarchitektur indes vereint Komfort in der redaktionellen Arbeit mit einer zuverlässigen Stabilität im Datenfluss zwischen Disposition und Ticketing.
Das Burgtheater darf sich mit vielen Superlativen schmücken. Es ist nicht nur das größte deutschsprachige Theater, sondern eines der ältesten Schauspielhäuser in ganz Europa. Mit seinem hochkarätigen Ensemble und abwechslungsreichen Programm lockt es jedes Jahr Besucher:innen aus der ganzen Welt in seine vier Spielstätten.
Seit 2019 stehen wir dem Burgtheater als Digital-Lead-Agentur in Puncto Webauftritt zur Seite. Mit dem vielbeachteten Wechsel des Intendanten Martin Kušej vom Residenztheater München nach Wien begann die Zusammenarbeit spektakulär mit einem kompletten Neuanfang der Website. Die erste Spielzeit unter neuer Leitung stand vor der Tür und so wurde innerhalb kürzester Zeit mit dem Team der Kommunikationsabteilung des Hauses die neue Webpräsenz umgesetzt – samt Designkonzept und Anbindung diverser Drittsysteme.
Effizient, klar, offen, direkt – Attribute, die dem künstlerischen Direktor des Wiener Burgtheaters zugeschrieben werden. Die Neuaufstellung des Theaters führt zu einer Öffnung und Bekennung zu politischer Verantwortung. Die Kommunikationsstrategie fokussiert die inhaltliche Auseinandersetzung auch abseits der Bühne. Auf der neuen Website integriert der explorative Magazin-Bereich „Entdecken” Besucher:innen in diesen Diskurs und sorgt durch die Personalisierung der Magazin-Artikel für ein tieferes Involvement.
Zum Umbruch passt das revolutionäre Corporate Design mit dem Schriftdesignkonzept „Phase” von Elias Hanzer – eine Typografie im ständigen Wandel, ohne Konstante, mit teils krassen Verzerrungen. Komplementiert wird die für das Logo und Schmuckelemente verwendete „Phase” durch den serifenlosen Font „Lars Bold”, welche sich durch ihre gute Lesbarkeit für Überschriften sowie Fließtexte eignet. Für Listen, Zitate und Zusammenfassungen setzen wir die Schrift „Mono” ein, die sich mit ihrem Schreibmaschinen-Stil ideal absetzt.
Technologische Grundlage unserer Systemarchitektur bildet das CMS Drupal, in dem wir bewährte Standard-Module mit individualisierten Custom-Modulen kombinieren. Inhalte einer Oracle Datenbank der proprietären Software für die gesamte Disposition und somit Herzstück des Theaters wurden über Schnittstellen an Drupal angebunden, wodurch der automatisierte Import der Produktionen inklusive Besetzungen und Künstler:innen realisiert wurde. Für das Zusammenspiel von Spielstätten, Schauspieler:innen und Veranstaltungen besteht nun eine dynamische Verknüpfung der verschiedenen Entitäten aus den externen Daten. Ergänzt werden die Website-Inhalte mit Informationen aus dem Ticketshop (initial „Culturall”, ab 07/2022 „JetTicket”), wie beispielsweise Ticketlinks samt dazugehörigen Verfügbarkeitsinformationen, welche über eine zeitgesteuerte Synchronisation immer auf dem neuesten Stand gehalten werden. Zusätzlich hat die Redaktion die Möglichkeit die Seiten mit redaktionellen Inhalten zu komplementieren. Für das Frontend entwickelten wir auf Basis von Bootstrap ein individuelles, responsives Drupal-Theme sowie eine filterbare Suchoberfläche auf Basis von Apache Solr. Am Seitenrand fixierte Funktionen wie der Mini-Spielplan begleiten die Besucher:in über die gesamte Website hinweg und unterstützen eine verbesserte UX.
Kein Jahr nach Fertigstellung des neuen Webauftritts stellte uns die Corona-Pandemie vor existenzielle Fragen. Denn wie kann ein Theater, welches vom direkten Kontakt zum Publikum lebt, trotz Lockdowns und eingeschränktem Betrieb weiterhin mit seinen Zuschauer:innen in Kontakt bleiben? Die Antwort des Burgtheaters bestand in der verstärkten Bespielung digitaler Räume durch hochwertig produzierte Videos, dem inhaltlichen Ausbau des bestehenden Newsletters sowie der Entwicklung innovativer Formate wie „Theater trifft Museum”, in welchem Ensemblemitglieder Museen besuchen und über persönliche Beziehungen zur Kunst und den vor Ort ausgestellten Werken berichten. Diese Neuerungen erforderten in ihrer Konsequenz Anpassungen der Webseite, die schließlich in einem Redesign mündeten. Dessen Ziel ist es, durch eine konzeptionell und visuell neu gestaltete Startseite den Fokus verstärkt auf redaktionelle Inhalte setzen zu können, gleichzeitig aber die wichtigsten Events auf einen Blick zu sehen. Alle weiteren Seiten sollten dem neuen Gestaltungskonzept folgen, in ihrer Struktur aber grundsätzlich erhalten bleiben.
Die markante Schriftauswahl des Burgtheaters spielt hierbei eine Hauptrolle: Durch das fluide Designkonzept mit dynamischen Schriftschnitten passen sich Headlines, die in der „Lars Bold” gesetzt sind, an die unterschiedlichsten Device-Größen flexibel an. So werden insbesondere die Titel der Inszenierungen automatisch zum Eyecatcher. Das Spiel mit der Typographie setzt sich im neu erschaffenen Editorial fort: Dieses folgt im Look und Feel einem klassischen Inhaltsverzeichnis und besticht durch Animationen ausgewählter Headlines. Das Burgtheater-Magazin wird als Printausgabe produziert sowie als digitales Format auf der Website dargestellt und dort durch zusätzliche Inhalte erweitert. Dadurch werden neue Synergien zwischen analogen und digitalen Inhalten geschaffen. Das Prinzip, über den gezielten Einsatz der enorm charakterstarken Schriftvarianten visuelle und inhaltliche Akzente zu setzen, durchzieht die gesamte Seite und erschafft in Kombination mit großformatigen (Bewegt)Bildern einen aufregenden Look, welcher gleichzeitig strukturgebend wirkt. Ein prägnanter Bilderschweif für die nächsten Veranstaltungen auf der Startseite aber auch das strenge Schwarz-Weiß sorgen für disruptive Momente und bringen den eigenwilligen Charakter des Burgtheaters zur Geltung.
Das Projekt Redesign ist seit Mai 2022 abgeschlossen. Zeit also, den neuen Ist-Zustand unter die Lupe zu nehmen und die nächsten Erweiterungen anzugehen, denn eines ist klar: Das Burgtheater steht nie still.